Finanzielle Verbindungen zwischen Juden, Christen und Bekehrten im spätmittelalterlichen Regensburg.
Regensburg – Vor 500 Jahren, am 21. Februar 1519, beschloss der Rat die Vertreibung der Juden aus der Reichsstadt Regensburg. Innerhalb weniger Tage musste die jüdische Bevölkerung ihre Heimat verlassen, anschließend wurde deren Viertel auf dem heutigen Neupfarrplatz dem Erdboden gleichgemacht. Das bedeutete das abrupte Ende einer Gemeinde, die im Mittelalter zu den größten und wichtigsten im gesamten Heiligen Römischen Reich gezählt hatte.
Dieses dunkle Kapitel der Stadtgeschichte ist der historische Anlass für das kulturelle Jahresthema 2019 „Stadt und Gesellschaft“, das deshalb einen besonderen Fokus auf die jüdische Vergangenheit Regensburgs legt. Herzstück eines umfangreichen Veranstaltungsprogramms ist die von Januar bis November stattfindende öffentliche Vortragsreihe „Jüdische Geschichte und Kultur Regensburgs vom Mittelalter bis zur Moderne“, die gemeinsam vom Kulturreferat (Kulturamt, Amt für Archiv und Denkmalpflege) und der Jüdischen Gemeinde organisiert wird.
ie Vorträge spannen einen zeitlichen Bogen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, in der mit der Eröffnung der neuen Synagoge am Brixener Hof auch ein neues Kapitel jüdischen Lebens in Regensburg aufgeschlagen wird. Sowohl ausgewiesene lokale Experten wie auch renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler – national und international – werden dabei neue Erkenntnisse zu verschiedenen Aspekten der wechselvollen jüdischen Stadtgeschichte präsentieren.
Eine Mischung aus Geschäft und Vergnügen: Finanzielle Beziehungen zwischen Juden, Christen und Konvertiten im spätmittelalterlichen Regensburg
Ahuva Liberles Noiman (Hebräische Universität Jerusalem, Ben Gurion Universität und Ludwig-Maximilians-Universität München) referiert am Mittwoch, 5. Juni, um 14 Uhr im Hörsaal H2 an der Universität Regensburg über die finanziellen Beziehungen zwischen Juden, Christen und Konvertiten im spätmittelalterlichen Regensburg. Der Eintritt ist frei. Es wird darauf hingewiesen, dass die Vortragssprache Englisch ist.
Religiöse Bekehrungen waren stets mit hohen Erwartungen verbunden: Von einem Mitglied einer wirtschaftlich eingeschränkten und verfolgten Minderheit sollte man sich in einen Angehörigen der Mehrheitsgesellschaft verwandeln. Inwiefern eröffnete die Taufe in finanzieller Hinsicht Türen, die mittelalterlichen Juden vorher verschlossen waren? Und auf welche Art und Weise konnten sie ihre Berufe weiterhin ausüben? Basierend auf Quellenbeispielen aus Regensburger Archiven wird der Vortrag Wandel und Kontinuitäten im Berufsleben jüdischer Konvertiten und ihres Umfelds beleuchten.
Die nächsten Vorträge der Reihe
Dr. Till Strobel, Staatsarchiv Amberg, referiert am 18. Juni über die sogenannten Regensburger „Schutzjuden“, die nicht unter dem Schutz der Stadt, sondern der Reichserbmarschälle, der Grafen von Pappenheim, standen.
Am 4. Juli wird sich Julian-Chaim Soussan, Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und Vorstandsbeirat der orthodoxen Rabbinerkonferenz, mit dem jüdischen Humor beschäftigen. Der Titel seines Vortrags lautet: „Darüber lacht der Rabbi – As der Rebbe lacht“.
Weitere Informationen
Weitere Informationen zur Vortragsreihe und zum Jahresthema 2019 unter www.regensburg.de/kultur.
Zum Schwerpunkt „Jüdisches Regensburg“ im Rahmen des Jahresthemas 2019 ist eine gleichnamige Broschüre erschienen, die neben der kompletten Vortragsreihe auch weitere Termine wie Konzerte, Ausstellungen und Führungen enthält. Die kostenlose Broschüre ist an zahlreichen zentralen Auslagestellen in der Stadt erhältlich und auch online unter www.regensburg.de/kultur nachzulesen und herunterzuladen.
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Stadt Regensburg